»Jetzt kennt ihr meine Geschichte.«
Samanta und Sophie hatten Christian die ganze Zeit über aufmerksam zugehört. Sophie ergriff als Erste das Wort.
»Ich verstehe das nicht. Drachen? Hier bei uns?«
»Sie sind sehr selten, aber es gibt sie«, antwortete Christian.
»Ist dein Drache draußen bei meinem?«, fragte Samanta aufgeregt und stand auf.
»Ja. Er versucht gerade, deine Maya etwas zu beruhigen.«
Samanta rannte zur zerstörten Tür, als ihre Mutter ihr nachrief: »Samanta, das war dein Drache?«
Sie entgegnete knapp: »Ja«, und rannte aus der Hütte.
Christian folgte Sophie zur Tür.
»Da muss ich wohl eine neue Tür anfertigen lassen«, sagte Sophie, als sie die Trümmer am Boden liegen sah.
Von dort aus sahen sie, wie Samanta aufgeregt vor dem Haus herumrannte und nach Maya rief. Am Waldrand tauchten zwei Gestalten auf, die sich der Hütte näherten: Es waren Maya und Floh. Samanta staunte, als sie die Größe des anderen Drachen sah, dagegen wirkte Maya klein wie ein Schoßhund. Christian rief Samanta zu: »Maya wird in den nächsten Monaten noch wachsen und bald so groß wie Floh sein.«
Samanta erholte sich rasch von ihrem ersten Schrecken und lief den beiden entgegen. Das, was ihre Mutter ihr zurief, hörte sie nicht mehr.
Christian sah Samanta nach und beruhigte dabei ihre Mutter, die ihr ängstlich hinterherrief. Floh und Maya hatten Samanta bereits bemerkt und kamen ihr entgegen. Christian sagte gerade etwas zu Sophie, als diese plötzlich aufschrie und in Richtung Waldrand zeigte.
»Die tun ihr nichts. Sie brauchen keine Angst zu haben«, meinte er.
»Samanta! Samanta!«, schrie sie nur und rannte los.
Christian sah zum Waldrand, während er versuchte ihr zu folgen. Dort sah man Floh und Maya, wie sie aufgeregt umherliefen.
»Floh! Was ist passiert?«
»Sie ist weg! Sie ist weg!«
Christian rannte so schnell er konnte Sophie hinterher und den beiden Drachen entgegen.
»Eben war sie noch da. Jetzt ist sie weg«, vernahm Christian in seinen Gedanken.
»Kannst du mir zeigen, wo du sie zuletzt gesehen hast?«
»Noch etwa einhundert Meter vor dir, neben dem Busch.«
Christian hatte Sophie eingeholt. Gemeinsam gingen sie zu der Stelle, die ihm Floh genannt hatte. Zwischenzeitlich waren die beiden Drachen wieder dort eingetroffen. Sie suchten den Busch und die nähere Umgebung ab, konnten jedoch Samanta nicht finden. Maya war so zornig darüber, dass sie den Busch mit ihrem Maul packte, herausriss und mit all ihrer Kraft davon schleuderte. Dabei fielen nicht nur Steine und Erde, sondern auch etwas Glänzendes zu Boden. Christian bemerkte dies und eilte zu der Stelle, wo der Gegenstand lag. Es war Erde darauf gefallen, so dass er ihn nicht gleich finden konnte. Die Erde vorsichtig zur Seite schiebend suchte er danach. Es dauerte nicht lange, da stieß er mit seinen Fingern an etwas Hartes. Vorsichtig fingerte er danach und nahm es hoch. Es war aus einem golden schimmernden Metall und hatte eine achteckige Form. In dessen Mitte befand sich ein Loch, darum herum angeordnet waren seltsame Zeichen. Christian sah sich den Gegenstand lange an, wobei er ganz vergaß, dass er nicht allein war.
»Was ist das?«, wollte Sophie wissen.
Erschrocken drehte sich Christian zu ihr um. »Ich weiß es nicht, aber vielleicht hilft es uns bei der Suche nach Samanta. Lasst uns zur Hütte zurückgehen.«
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Floh blieb etwas zurück, er wollte noch einmal die Stelle absuchen. Dabei kam er dem Loch, in dem zuvor noch der Busch war, zu nahe und rutschte ab. Als sein Fuß in das Loch rutschte, blieb er darin stecken. Nur mit Mühe konnte er ihn wieder herausziehen.
»Hier ist ein Tunnel!«, rief er aufgeregt.
Christian rannte zurück und sah sich das Loch an. Es war so tief, dass Christian den Boden nicht erkennen konnte. Er nahm einen seiner Leuchtsteine und warf ihn hinein. Der Stein fiel etwa zwei Sekunden, bevor er am Boden aufschlug und anfing zu leuchten. Sophie war zwischenzeitlich eingetroffen und sah hinunter.
»Das ist ziemlich tief. Ob Samanta da unten ist?«
»Das weiß ich nicht, aber ich werde es herausfinden.«
Alle vier gingen zurück zur Hütte. Christian legte das Amulett auf den Tisch und sah es sich an.
»Die Zeichen müssen etwas zu bedeuten haben«, meinte er nachdenklich.
Gründlich untersuchte er das Amulett weiter, fand aber außer den Zeichen nichts Ungewöhnliches. Als er sich das Loch in der Mitte genauer ansah, bemerkte er:
»Das sieht aus, wie eine Halterung für einen Stein«, und gab es Sophie. »Versuche herauszufinden, was es zu bedeuten hat. Ich gehe und suche derweilen nach Samanta.«
Christian nahm seinen Beutel vom Tisch und begab sich wieder zum Brunnen vor der Hütte.
»Floh, Maya, ihr seid zu groß und könnt nicht mit. Ihr bleibt hier und passt auf Sophie auf, während ich in das Loch absteige und nach Samanta suche. Ich werde mit euch Verbindung aufnehmen, sobald ich sie gefunden habe.«
Christian streichelte den Kopf von Floh und Maya, dann ging er zurück zu dem Loch.