Dreier´s Bücherwelt: Dranchenfreunde


   Christian war von der Heilung so erschöpft, dass er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Als er die Tür der Hütte erreichte und Samanta sagte, dass es ihrem Vater gut ginge, wurde ihm schwarz vor Augen. Im selben Augenblick überkam ihn ein seltsames Gefühl. Es war, als ob sich sein Geist von seinem Körper löste und davonschwebte. Alles war plötzlich so leicht und angenehm. Dieses Gefühl der Leichtigkeit und des Glücks schien eine Ewigkeit anzuhalten. Christian gab sich dem vollends hin.

   »Was ist mit dir?«, vernahm er aus weiter Ferne.

   Nur widerwillig löste er sich von dem Wohlgefühl und öffnete die Augen.

   »Warum hast du ...? Es war so schön.«

   »Deine Zeit wird kommen, aber es wird noch dauern.«

   »Wie lange noch? Ich bin so müde.«

   »Samanta kann es allein nicht schaffen.«

   »Aber ihr Vater ist doch jetzt bei ihr.«

   »Ihr Vater kann ihr bei dieser Aufgabe nicht helfen.«

   Christian wurde auf einmal sehr müde. Er versuchte noch etwas zu sagen, aber ihm fielen die Augen zu und er schlief ein. Das wohlige Gefühl kehrte zurück, aber diesmal war es anders. Unerwartet wurde es hell. Christian stand auf einer großen Wiese, in deren Mitte sich ein mächtiger Baum befand. Dieser Baum kam ihn bekannt vor. Langsam ging er auf ihn zu. Das anfängliche Gefühl schlug in Vertrautheit um. Er erkannte den magischen Baum.

   »Was willst du von mir?«, rief er, so laut er konnte. Es kam jedoch keine Antwort. Er fing an zu laufen und hatte den Baum fast erreicht, als ein kleiner weißer Drache vor ihm erschien. Abrupt blieb Christian stehen. Der Drache sah aus wie Floh, aber das konnte nicht sein. Floh war viel größer als er.

   »Hallo, Christian«, sagte der kleine Drache.

   »Hal... Floh?!«

   »Mein Name ist unerheblich. Wie ich gesehen habe, beginnst du dich langsam an das Gelernte zu erinnern. Sei vorsichtig in dem, was du tust. Nicht alles, was getan werden kann, sollte auch getan werden.«

   »Ich verstehe das nicht. Was ist hier los?«

   »Die Zeit wird kommen, da du es verstehen wirst.«

   Mit diesen Worten verschwand der kleine Drache und mit ihm der Baum. Christian sah sich das Geschehen ungläubig an. Erst als beide verschwunden waren, rief er: »An was soll ich mich erinnern?« Auf einmal wurde es auf der Wiese dunkel. Nach kurzer Zeit konnte Christian nichts mehr sehen.

    

   »Au!«, schrie Christian, als Floh ihm einen Schwall kaltes Wasser ins Gesicht spritzte. »Was soll das?« Er wischte sich das Wasser mit dem Ärmel aus den Augen.

   »Es ist bereits Morgen. Es wird Zeit zurück zur Hütte zu gehen.«

   Christian erhob sich. »Das war vielleicht ein verrückter Traum.«

   »War es einer?«

   Christian sah Floh verwundert an. »Bist du etwa ...?«

   »Mach dich fertig. Wir fliegen gleich los.«

   »Bist du der Geist des Baumes?«

   Floh sah Christian mit geneigtem Kopf an. »Wie kann ich der Baumgeist und gleichzeitig bei dir sein?«

   »Aber, was ...?«, Christian verstand nichts mehr. Der Traum hatte ihm weitere Fragen aber keine Antworten gegeben. Langsam ging er zum nahen Bach und wusch sich den Schlaf aus den Augen. Das Frühstück fiel karg aus. Ein paar Pilze und Beeren, die er in der Nähe fand, waren alles. Kurz danach stieg er auf Flohs Rücken und sie hoben ab.

   »Wo sind wir eigentlich? Diese Gegend kenne ich nicht.«

   »Wir sind etwa zweihundert Kilometer von der Hütte entfernt.«

   »Wie kamen wir hierher?«

   »Du hast uns gestern hierhergebracht.«

   Christian verstand immer weniger. Wie sollte er Floh und sich so weit bringen können?

    

   Der Flug dauerte länger als zwei Stunden. Während dessen unterhielten sie sich. Christian hoffte, einige der Fragen von Floh beantwortet zu bekommen. Jedoch ergab alles keinen Sinn. Der Baum, der kleine Drache und seine Worte, das seltsame Gefühl und die Tatsache, dass sie so weit weg von der Hütte waren.