Dreier´s Bücherwelt: Dranchenfreunde


   Bis zum späten Nachmittag berieten sie, wie sie vorgehen sollten. Seimon hatte in Erfahrung bringen können, dass sich die Truppen der Erdmenschen sich in Hostros aufhielten. Zuerst mussten der Ein- und Ausgang zur Unterwelt abgesichert werden. Hierfür umgab Seimon diese mit einem Alarmbann. Sophie sollte während der Abwesenheit darauf achtgeben. Fabian, Seimon, Samanta, Christian und die beiden Drachen begaben sich gemeinsam zur Stadt Hostros. Fabian flog mit Samanta auf Maya und Seimon mit Christian auf Floh. Sie flogen nicht auf direkten Weg, sondern entlang der Straße. Sie hofften die Truppen dort noch vor der Hauptstadt abfangen zu können.

   Sie waren noch etwa fünf Kilometer von Hostros entfernt, als sie in der Ferne Rauchsäulen aufsteigen sahen. Die Reiter trieben ihre Drachen an, so dass sie schneller flogen. Etwa einen Kilometer vor der Stadt sahen sie eine Lichtung, die groß genug war, dass beide Drachen landen konnten. Durch die Bäume waren sie vor neugierigen Blicken geschützt.

   Nach der Landung legten sich die Drachen flach auf den Boden. Ihre Reiter begannen die zusätzlich mitgenommenen Waffen und Verpflegung abzuladen, die sie auf der Lichtung in eine Senke legten und abdeckten. Als beide Drachen ihrer Last entledigt waren, blieb Maya liegen, während Floh sich in die Luft erhob.

    

   Abseits der Stadt schraubte er sich mit der Thermik bis zur Wolkengrenze empor. Danach segelte er lautlos nach Hostros. Über der Stadt angekommen, setzte er sich mit Christian in Verbindung.

   »Floh ist jetzt über der Stadt. Die Truppen sind bereits bis zum Palast vorgedrungen. Die Palastwachen können den Angreifern nicht mehr lange standhalten.«

   »Dann müssen wir gleich zum Palast«, meinte Fabian. »Ruf Floh zurück.«

   Christian gab dies an Floh weiter, der sogleich abdrehte und zur Lichtung zurückkehrte. Nachdem Floh gelandet war, stiegen alle wieder auf. Sie richteten ihre Waffen und banden die Pfeile griffbereit an die Halterungen der Drachensättel. Nachdem sie ihre Vorbereitungen abgeschlossen hatten, gingen Maya und Floh auseinander, damit sich ihre Schwingen nicht berührten. Fast gleichzeitig erhoben sich beide mit einem gewaltigen Satz in die Höhe. Sie flogen zuerst von der Stadt weg, um ungesehen etwas mehr an Höhe zu gewinnen. Als sie etwa fünfhundert Meter über dem Boden waren, nahmen sie Kurs auf Hostros. Es dauerte nicht lange, da überflogen sie die Stadtmauern. Dort wurden sie von den Erdmenschen entdeckt, die daraufhin das Feuer eröffneten. Es befanden sich etwa zwanzig Mann auf der äußeren Mauer. Jeder von ihnen hatte eine Armbrust, deren Pfeile auch noch in mehreren hundert Metern Entfernung tödlich waren. Maya und Floh trennten sich. Um den Pfeilen auszuweichen, entfernten sie sich von der Stadt, um danach in einem Bogen zurück zur Stadtmauer zu fliegen. Sie griffen von zwei Seiten an. Ihre Reiter spannten ihre Armbrüste und legten die ersten Pfeile ein. Kaum waren sie in Reichweite der Erdmenschen, da ließen sie die Pfeile los. Sie trafen nicht alle ihr Ziel, aber zwei der Erdmenschen fielen. Die anderen erwiderten den Angriff mit einem erneuten Beschuss der beiden Drachen. Maya und Floh hatten Mühe den Pfeilen auszuweichen. Während dessen hatten deren Reiter alle Hände voll zu tun, um nicht herunterzufallen, während sie einen Pfeil nach dem anderen in Richtung Stadtmauer fliegen ließen. Maya und Floh griffen die Erdmenschen immer wieder an. Hierzu entfernten sie sich und stiegen weiter auf. Dann drehten sie sich und flogen im Sturzflug auf die Angreifer zu. Kurz davor drehten sie wieder ab. Der erste Angriff dauerte nur etwa zehn Minuten, da waren die Erdmenschen auf der Stadtmauer entweder tot oder zu ihren Truppen am Palast geflohen. Maya und Floh begaben sich mit ihren Reitern wieder zur Lichtung. Dort angekommen stiegen alle ab und untersuchten ihre Drachen. Sie waren wie durch ein Wunder unverletzt. Da sie fast alle ihre Pfeile aufgebraucht hatten, füllten sie vor dem Abflug ihre Köcher wieder auf. Zusätzlich banden sie weitere Köcher an die Haltevorrichtungen der Drachensättel. Als alles sicher verstaut war, saßen sie auf. Wieder erhoben sich beide Drachen mit ihren Reitern in die Lüfte. Diesmal stiegen sie höher. In etwa eintausend Metern Höhe trennten sich Maya und Floh. Sie wollten den Palast von zwei Seiten angreifen. So war die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges größer. Während Floh zur anderen Seite der Stadt flog, drehte Maya ihre Runden in sicherer Entfernung. Als Floh seine Position erreicht hatte, ließ er dies Maya wissen. Kurz darauf flogen beide Drachen im Sturzflug auf den Palast zu.

    

   »Zwei Drachen haben uns an der Stadtmauer angegriffen. Wir konnten sie nicht aufhalten«, berichtete einer der Überlebenden dem Anführer Kontrasimus.

   »Das ändert alles. Wir müssen unsere Truppen aufteilen. Grantros, nimm dir zwanzig Männer und positioniere dich vor dem Palast. Sarkomanis, wie lange braucht ihr noch, bis der Palast unser ist?«

   »Wir konnten den Palast bereits einnehmen, aber der König ist unauffindbar.«

   »Dann sucht ihn gefälligst. Wir brauchen ihn als Druckmittel.«

   Im gleichen Augenblick strich ein riesiger Schatten über den Palast. Ein zweiter etwas kleinerer Schatten kam von der anderen Seite. Alle sahen erschrocken nach oben, da kamen schon die ersten Pfeile aus dem Himmel geschossen.

    

   Maya und Floh waren nur noch etwa zehn Meter über den Dächern, als sie auf den Vorplatz zum Palast zurasten. Ihre Reiter hatten ihre Bogen bereits gespannt und schussbereit. Sobald sie die ersten Erdmenschen sahen, ließen sie ihre Pfeile los. Immer wieder überflogen sie den Vorplatz. Dabei versuchten sie den Pfeilen der Erdmenschen auszuweichen, was ihnen allerdings nicht immer gelang. Maya und Floh wurden mehrmals getroffen. Die Wunden waren allerdings nicht so schlimm, so dass sie weiterfliegen konnten. Es kamen immer mehr Erdmenschen, die ihre Pfeile gegen den Himmel schickten. Gerade als Maya und Floh sich zurückziehen wollten, wurde Fabian getroffen. Ein Pfeil hatte sich durch seine linke Brust gebohrt. Er hielt sich zuerst noch aufrecht, dann aber kippte er zur Seite. Nur weil seine Beine an dem Sattel angebunden waren, fiel er nicht herunter. Samanta bemerkte die Schieflage ihres Vaters und griff nach ihm. Sie sagte Maya, dass sie zur Lichtung fliegen und dort landen solle. Maya drehte sogleich ab und flog auf die Lichtung zu. Samanta schaute nach ihrem Vater. Als sie den Pfeil aus seiner Brust ragen sah, wurde sie blass. Seine Augen waren glasig und sein Blick starr. Sie rief nach ihm, aber er reagierte nicht. Sie flehte Maya an, so schnell wie nur möglich zu fliegen. Kaum waren sie auf der Lichtung gelandet, legte sich Maya flach auf den Boden. Samanta löste die Schlaufen an ihren Füßen und danach die ihres Vaters. Dabei versuchte sie ihn festzuhalten. Langsam glitt er aus ihren Händen und fiel vom Rücken des Drachen. Samanta sprang sogleich hinterher. Fabian schien von all dem nichts mitzubekommen, denn er bewegte sich nicht. Sie legte ihre Hand auf seine Brust. Der Brustkorb bewegte sich nicht. Sie ging mit ihrem Ohr an seine Lippen, spürte aber keinen Atem. Sie legte ihren Kopf auf seine Brust und lauschte. Nichts war zu hören. Nur langsam begriff sie, was geschehen war. Ihr Vater war tot. Voller Verzweiflung rief sie wiederholt nach ihm, in der Hoffnung, er würde erwachen. In der Zwischenzeit trafen Floh mit Christian und Seimon auf der Lichtung ein. Christian eilte zu Samanta. Vorsichtig beugte er sich über Fabian und untersuchte ihn. Danach blickte er Samanta traurig an.

    

   Es dauerte einige Zeit, bis Samanta sich wieder beruhigte und aufhörte zu weinen. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und sprang auf Mayas Rücken. Als sie zu Maya sprach, war ihre Stimme voller Hass und Kälte. Das Rufen von Christian und Seimon hörte sie nicht. Kaum hatte sie sich an Maya festgebunden, da flog sie bereits zurück zum Palast. Christian folgte ihr auf Floh, während Seimon auf der Lichtung zurückblieb. Floh hatte Maya noch vor der Stadt eingeholt. Christian rief Samanta zu: »Samanta, warte! Wir dürfen nichts überstürzen!«

   Sie hörte nicht. Sie ergriff ihren Bogen, legte einen Pfeil ein und flog unbeirrt über die Stadtmauer direkt auf den Palast zu. Kurz bevor sie den Vorplatz des Palastes erreichte, flog Floh direkt vor Maya. Er wollte sie zur Umkehr zwingen. Maya jedoch tauchte tiefer ab und schlüpfte unter Floh hindurch. Aufgrund seiner Größe konnte Floh nicht so schnell reagieren und Maya folgen. In einem großen Bogen flog er ihr hinterher. Gerade als er Maya erreichte, ließ Samanta ihren ersten Pfeil davonfliegen. Kaum hatte dieser den Bogen verlassen, da flog bereits der nächste seinem Ziel entgegen. Die Pfeile flogen so schnell hintereinander, dass man meinen könnte, es wären mehrere Angreifer. Die Erdmenschen waren zuerst so überrascht, dass sie nicht reagierten. Nach dem ersten Schrecken setzten sie sich zur Wehr. Während Samanta unbeirrt weiter schoss, hatte Maya ihre Mühe den Pfeilen auszuweichen. Es war nur etwa eine Minute vergangen, als Floh mit Christian wieder auftauchten. Christian begann sofort mit dem Beschuss der Erdmenschen. Gemeinsam drängten sie die Erdmenschen langsam zurück. Je mehr getroffen wurden, desto ängstlicher wurden die anderen. Aber auch Maya und Floh blieben nicht verschont. Immer mehr Pfeile bohrten sich in ihre Körper.

    

   Der Angriff dauerte schon fast eine Stunde, als ein Pfeil Maya so unglücklich traf, dass sie sich nicht mehr in der Luft halten konnte. Langsam glitt sie auf den Vorplatz des Palastes zu und setzte dort zur Landung an. Die Erdmenschen schöpften daraufhin wieder Mut und sammelten sich. Nachdem Maya gelandet war, sprang Samanta von ihrem Rücken.

   »Was ist los mit dir?«

   »Es sind zu viele Pfeile. Ich kann nicht mehr.«

   Samanta sah sich Maya von allen Seiten an. Sie zählte über zwanzig Pfeile, die in Mayas Körper steckten, aber nicht so tief, als dass sie sie ernsthaft verletzt haben konnten. Sie hatte Maya fast ganz umrundet, als sie abrupt stehen blieb. Ein Pfeil steckte in Mayas rechter Vorderhand. Er war größer als alle anderen und hatte sich tief in das Fleisch gebohrt. Plötzlich surrte etwas an Samantas Kopf vorbei. Sie drehte sich kurz um, um zu sehen, woher es kam, dann widmete sie sich wieder Maya. Ein weiterer großer Pfeil steckte in Mayas rechter Schulter. Dieser saß noch tiefer als der erste. Samanta sah in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen sein musste. Sie erkannte in der Ferne eine riesige Armbrust, die genau auf sie zielte.

   »Christian! Dort drüben!«, schrie sie und zeigte in die Richtung der Armbrust. Gleichzeitig lief sie auf sie zu. Einen weiteren Treffer würde Maya wohl nicht verkraften. Sie lief so schnell sie konnte, aber sie kam ihrem Ziel nur langsam näher. Auf einmal tauchte ein riesiger Schatten auf, der sich direkt auf die Armbrust zubewegte. Es war Floh. Irgendetwas löste sich von der Armbrust. Zuerst dachte Samanta, es seinen die Erdmenschen, die die Flucht ergreifen. Dann sah sie, dass es ein weiterer Pfeil war, der auf sie und Maya zuraste. Starr vor Angst blieb sie stehen, während der Pfeil immer näher kam. Der Schatten vor ihr wurde größer und größer, was sie aber nicht bemerkte. Plötzlich sah sie nur noch eine weiße Wand, dann hörte sie einen lauten markerschütternden Schrei.

    

   Mit seiner Schwinge hatte Floh versucht, den Pfeil abzufangen. Christian konnte nur hilflos zusehen, wie der Pfeil die Schwinge durchbohrte und in die Brust seines Drachen eintrat. Christian konnte nicht glauben, was er gerade miterlebte. Sein Drache sackte in sich zusammen und bewegte sich nicht mehr. Christian sprang vom Floh und rannte zu der Verletzung. Der Pfeil hob und senkte sich mit der Atembewegung des Brustkorbes. Christian fasste den Pfeil an seinem Ende und zog langsam daran.

   »Du kannst ihn nicht herausziehen, er sitzt zu tief. Kümmere dich um Maya und Samanta. Sie brauchen deine Hilfe.«

   »Du bist ...«

   »Nur Samanta und Maya können die Erdmenschen besiegen. Sie brauchen dich jetzt. Geh!«

   Christian ließ den Pfeil los und sah Floh in die Augen. In diesem Augenblick bohrte sich ein weiterer Pfeil in Flohs Körper. Christian schnellte herum und sah in die Richtung, aus der der Pfeil kam. Als er wieder zu Floh sah, war dieser verschwunden. Ungläubig sah Christian sich um.

    

   Von all dem hatte Samanta nichts mitbekommen. Nur dass die weiße Wand so plötzlich verschwand, wie sie aufgetaucht war. Vor ihr stand auf einmal Christian.

   »Wo ist Floh?«, rief sie ihm entgegen.

   Christian hörte sie nicht, er war mit seinen Gedanken bei Floh. Erst als Samanta ihn an der Schulter rüttelte, bemerkte er sie.

   »Samanta?«

   »Wo ist Floh?«

   »Ich weiß es nicht. Eben war er noch da. Jetzt ist er verschwunden.«

   »Komm mit, wir müssen die Armbrust ausschalten.«

   Samanta zog Christian am Arm und lief los. Christian stolperte mehr hinterher, als dass er rannte. Erst nach einigen Schritten fing er sich und holte Samanta ein.

   »Wie willst du das machen?«

   »Ich weiß es noch nicht, aber wir müssen es schaffen, sonst sind wir verloren.«

   Gemeinsam rannten sie auf die Armbrust zu, wobei sie mit ihren Bogen auf die sich zeigenden Erdmenschen schossen. Mit ihren Pfeilen konnten sie sie daran hindern, die Armbrust erneut zu spannen. Da sie den Pfeilen der anderen ausweichen mussten, kamen sie nur langsam voran. Als sie die Armbrust erreicht hatten, waren nur noch drei Erdmenschen übrig. Da Samanta keine Pfeile mehr hatte, warf sie den Bogen zur Seite, nahm ihr Schwert aus der Scheide und schlug auf den ersten Erdmenschen, der sich ihr näherte, ein. Auch Christian waren mittlerweile die Pfeile ausgegangen. Beide kämpften nun mit ihren Schwertern gegen die Erdmenschen. Kaum hatten sie einen von ihnen besiegt, da erschien ein weiterer aus dem Hintergrund.

   Der Kampf wollte kein Ende nehmen. Beide waren mit ihren Kräften am Ende, als der letzte Erdmensch fiel und keine mehr nachkamen. Sie wollten sich zuerst ein wenig ausruhen, um wieder zu Kräften zu kommen, als Samanta eine Gestalt am Eingang des Palastes entdeckte. Die Gestalt war umringt von zehn Erdmenschen, die sie zu beschützen schienen.

   »Das muss ihr Anführer sein«, sagte sie zu Christian und zeigte zum Palast. »Komm, wir drehen die Armbrust der Erdmenschen um.«

   Samanta stemmte sich mit aller Kraft gegen die Armbrust, aber sie bewegte sich nicht. Auch Christian versuchte es gemeinsam mit ihr. Doch ließ sie sich keinen Millimeter bewegen. Sie waren beide von dem Kampf so geschwächt, dass sie keine Kraft mehr dazu hatten. Mutlos lehnten sie sich an die Räder der Armbrust. Plötzlich bewegte sie sich. Nur ganz langsam, dann aber stetig etwas schneller. Samanta und Christian sahen sich an. Dann bemerkten sie Maya. Sie musste sich zur Armbrust geschleppt haben, um beiden zu helfen. Maya schaffte es, die Armbrust in die richtige Richtung zu drehen. Sogleich machten sich Samanta und Christian daran, die Armbrust mit einem Pfeil zu bestücken. Die Gruppe am Palasteingang hatte noch keinen Verdacht geschöpft. Sie blieb vor dem Tor stehen. Der Pfeil war so schwer, dass beide ihn tragen mussten. In den Lauf eingelegt, zogen sie ihn zur Spannvorrichtung zurück. Die Armbrust war nun schussbereit. Sie gingen an das hintere Ende und sahen durch die Zielvorrichtung. Es fehlten noch einige Zentimeter, damit der Pfeil nicht am Ziel vorbeiflog. Samanta sagte dies Maya, die sogleich die Armbrust in die richtige Richtung drehte. Die Erdmenschen hatten immer noch nichts davon bemerkt. Samanta zog mit all ihrer Kraft an dem Auslöser. Der Pfeil wurde durch das gespannte Seil nach vorne katapultiert und flog in einem Bogen auf den Palast zu. Noch bevor einer in der Gruppe reagieren konnte, traf er sein Ziel. Er durchbohrte drei der Erdmenschen und blieb dann im Palasttor stecken. Die übrig gebliebenen sprangen auseinander und flüchteten. Der Kampf schien vorbei zu sein. Christian und Samanta sahen sich noch einmal um, konnten aber keine Erdmenschen mehr entdecken. Erleichtert ließen sie sich auf den Boden gleiten. Sie waren am Ende ihrer Kräfte. Maya legte ihren Kopf neben Samanta und sah sie an. Samanta verstand zuerst nicht, was Maya ihr damit sagen wollte. Erst als sie aufblickte, den großen nassen Fleck und die lange dunkle Spur sah, die von der Armbrust weg führte, begriff sie es. Maya war schwerer verletzt als sie annahmen. Sie hatte viel Blut verloren. Kurz darauf schloss Maya die Augen und ihr Kopf sank zu Boden.

   Samanta und Christian waren von den Kämpfen so erschöpft, dass ihnen die Augen zufielen, sobald sie sich gesetzt hatten. Immer wieder öffnete er die Augen, um nicht einzuschlafen. Alle Anstrengungen blieben ohne Erfolg. Kurz darauf fielen sie in einen tiefen Schlaf.

    

   Samanta wurde durch lautes Gemurmel und Klappern geweckt. Verwundert sah sie sich um und erkannte, dass sie nicht mehr allein mit Maya war. In einigem Abstand standen mehrere Dutzend Leute, die zu ängstlich waren, um näher heranzugehen. Nur langsam begriff sie, warum die umherstehenden Leute so ängstlich waren.

   »Sie tut euch nichts«, sagte sie so laut sie konnte.

   Zuerst zögerten die Leute noch, dann lösten sich einer nach dem anderen aus der Gruppe und gingen zu Maya und Samanta.

   Maya hatte immer noch die Augen geschlossen und atmete nur flach. In ihren Gedanken versuchte Samanta eine Verbindung zu ihr aufzubauen. Es dauerte einige Zeit, bis sie eine Antwort bekam. Es schien ihr nicht gut zu gehen. Sie war sehr schwach. Als Maya Christian erwähnte, schnellte Samanta herum und rief nach ihm. Sie lief zur Armbrust und umrundete diese, fand Christian jedoch nicht. Sie fragte die umherstehenden Leute, aber auch sie wussten nicht, wo er war. Niemand hatte einen Jungen in weißer Kleidung gesehen.

   »Er ist weg!«, sagte sie leise zu Maya.

   »Er wird wiederkommen«, erwiderte Maya.

   Samanta umarmte den Kopf von Maya. »Wirst du sterben?«

   »Nein, so schnell wirst du mich nicht los«, entgegnete Maya.