Peter hatte nach seinem letzten Einsatz von Magie lange geschlafen. Hans saß vor seinem Bett und wartete, dass er erwachte. Als Peter die Augen öffnete und seinen Vater sah, sprang er auf und umarmte ihn erfreut. Peter konnte es kaum fassen, dass sein Vater genesen war. Nur langsam fand er seine Stimme wieder.
»Geht es dir gut? Bist du wieder gesund?«
»Mir geht es sehr gut. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen«, antwortete sein Vater, während sie sich weiterhin umarmten.
Es dauerte noch eine Weile, bis Peter sich so weit beruhigt hatte, dass er Hans alles erzählen konnte.
»Das war äußerst unbedacht. Hoffen wir, dass Mawas es nicht bemerkt hat.«
»Das macht doch nichts. Seine Schergen wissen sowieso, wo wir uns befinden. Es dauert sicherlich nicht mehr lange und er wird hier in der Stadt auftauchen.«
»Da hast du bestimmt recht.« Hans überlegte einige Zeit. »Wir sollten so schnell als möglich von hier weg, sonst bringen wir die anderen in Gefahr.«
Peter sah seinen Vater traurig an. »Müssen wir wirklich schon wieder?«
»Ich denke, es ist das Sicherste. Sobald du dich erholt hast, brechen wir auf.«
Peter legte sich nachdenklich hin, während Hans das Zimmer verließ. Er ging auf direktem Weg zu Gunilla, um ihr von seinen Plänen zu berichten. Vor dem Büro, in dem Gunilla ihre Geschäfte abwickelte, zögerte er einen Augenblick, bevor er anklopfte. Nach kurzem Warten trat er ein und ging direkt zu ihr an den Tisch.
»Wir werden in den nächsten Tagen abreisen. Ich danke euch für eure Gastfreundschaft.«
Gunilla blickte auf. »Nicht so schnell. Wo wollt ihr hin und warum bleibt ihr nicht einfach hier?«
Peter setzte sich auf den Stuhl, der vor dem Schreibtisch stand. »Das geht nicht. Mawas wird bereits wissen, wo wir uns aufhalten. Es wäre zu gefährlich für euch und uns.«
»Das verstehe ich nicht. Wer ist dieser Mawas?«
»Er ist ein Magier, der mit allen Mitteln versucht, das Gleichgewicht zu zerstören. Peter hatte dir ja schon erzählt, was er mit ihm vorhatte. Glücklicherweise konnten wir Schlimmeres verhindern. Allerdings hat Peter bei der Flucht etwas mitgehen lassen, was Mawas unbedingt wieder haben möchte. Es ist ein kleines Säckchen mit einem magischen Pulver.«
»Was ist daran so wertvoll?«
»Es ist sehr selten. Peter hat den letzten Rest, den es gibt. Mit diesem Pulver kann man jeden Zauber verstärken, oder ihn in das Gegenteil umkehren. Somit ist es möglich, dem Tod die Toten zu entreißen.«
Gunilla wurde blass, als Hans den letzten Satz beendete. Mit einem fragenden Gesichtsausdruck stand sie auf.
»Wenn das Pulver so gefährlich ist, warum hat Peter es nicht einfach vernichtet?«
»Das kann er nicht. Sollte er es tun, würde er dabei selbst sterben und noch viele andere mit ihm.«
»Weiß er das?«
»Ja«, sagte Peter, der unbemerkt in das Zimmer gekommen war. Hans fuhr herum und sah ihn erstaunt an. Gunilla war darüber so überrascht, dass sie nur verwundert abwechselnd zu Peter und Hans sah. Peter ging mit gesenktem Kopf zu seinem Vater und stellte sich neben ihn. Hans strich Peter über den Kopf, woraufhin dieser zu ihm aufblickte.
»Wir werden einen Weg finden«, sagte Hans mit ruhiger Stimme.
Bei den sanften Worten bekam Peter Tränen in die Augen. »Wir müssen uns beeilen, er ist schon nahe der Stadt.«
»Wen meinst du?«, wollte Gunilla wissen.
»Mawas. Er wird uns schon bald finden. Wir müssen so schnell als möglich an einen anderen Ort.«
Hans ging in die Knie und sah Peter in die Augen. »Hier wird er uns schon nicht finden. Wir sind tief unter der Erde.«
»Das spielt keine Rolle. Wenn er nahe genug ist, kann er die Macht, die von dem Pulver ausgeht, spüren. Er wird uns finden.«
Die Drei berieten sich noch einige Zeit, dann begleitete Gunilla sie zu ihren Zimmern.
»Packt ein, was ihr benötigt. Wenn etwas fehlt, lasst es mich wissen.«
Gunilla ließ sie allein. Gemeinsam packten sie ihre Rucksäcke. Peter wollte gerade den Beutel von seinem Hals nehmen, als Hans ihn davon abhielt.
»Lass ihn unter deinem Hemd, dort ist er sicherer.«
Peter steckte ihn zurück und meinte: »Vielleicht hast du recht.«
Nachdem sie ihre Sachen gepackt hatten, verließen sie ihre Zimmer. Auf dem Weg nach oben gingen sie noch einmal bei Gunilla vorbei, die sie bereits erwartete.
»Hier nehmt das mit. Es wird euch helfen Hilfe zu finden«, sagte Gunilla und gab Hans eine Pergamentrolle. Er entrollte sie und las, was darauf stand:
Hans und Peter sind gute Freunde von mir.
Tut alles um sie zu beschützen.
Was sie auch verlangen, gebt es ihnen.
Sie handeln in meinem Namen.
Wastra Zahmi
Gunilla
Hans rollte das Pergament zusammen, verstaute es in seiner Jackentasche und bedankte sich. »Wir müssen jetzt gehen. Peter sagte mir, dass Mawas schon sehr nahe sei.«
Hans und Peter verabschiedeten sich von allen, die ihnen geholfen hatten. Kurz darauf verließen sie ihre neu gewonnenen Freunde und machten sich auf den Weg zurück an die Oberfläche. Dort gingen sie auf kürzestem Weg zum Bahnhof. Sie wollten mit dem Zug zur nächsten größeren Stadt fahren, da es dort einen Flughafen gab. Hans ging zum Fahrkartenautomaten und holte eine Fahrkarte für sich und Peter. Der war in der Zwischenzeit zum Zeitschriftenhändler gegangen, dort erstand er eine Tageszeitung und einen Comic. Als er beides bezahlt hatte und den Laden verließ, sah er, wie eine Frau direkt auf Hans zusteuerte. Die Bewegungen und das magische Leuchten der Frau machten Peter aufmerksam. Hans sah zu Peter, der ihm ein Zeichen gab sich umzudrehen, was er sogleich tat. Langsam näherte sich die Frau Hans. Peter ging unauffällig zum Ausgang. Als er sich unbeobachtet fühlte, schleuderte er einen Zauber auf den Vorplatz des Bahnhofes. Dort, wo er auftraf, entstand eine Illusion von Hans und Peter. Jetzt musste er die Frau dorthin locken. Er sah sich um, entdeckte einen kleinen Stein neben sich liegen und hob ihn auf. Mit etwas Magie sandte er den Stein zu der Frau. Kurz bevor er sie erreichte, zerplatzte er. Die Frau schien dies bemerkt zu haben und sah sich um. Als ihr Blick zum Ausgang schweifte, entdeckte sie die Illusion.
Peter lief zu seinem Vater. Gemeinsam gingen sie zu dem Bahnsteig, wo ihr Zug bereits zur Abfahrt bereitstand. Als sie in den Zug stiegen, sahen sie noch einmal nach der Frau, die gerade den Bahnhof verließ. Kurz darauf wurden die Türen des Zuges geschlossen, und der Zug fuhr ab.