Endlich Wochenende


   Sven stand mitten auf einer Wiese in einem fremden Tal. Es war umrandet von niedrigen Bergen, die mit Bäumen und Sträuchern, die er noch nie gesehen hatte, bewachsen waren. Mitten durch das Tal schlängelte sich, gesäumt von Bäumen, ein kleiner Bach. Dieser schien unendlich lange in beide Richtungen des Tals zu fließen. Die Wiese, auf der er stand, erstreckte sich über das gesamte Tal und die angrenzenden Hügel.

   

   Langsam erholte sich Sven von den Anstrengungen im Tunnel. Noch leicht außer Atem bekam er Durst, den er im Bach stillen wollte. Auf dem Weg dort hin wunderte er sich: Etwas schien hier nicht zu stimmen, er konnte sich nur nicht erklären, was es war. Während er zum Bach ging, schaute er sich immer wieder um, konnte jedoch zuerst nichts Ungewöhnliches entdecken. Am Bach angekommen, sah er sich dessen Verlauf an: Er lief ruhig dahin. Erst als Sven sich erneut umsah, wurde ihm bewusst, was fehlte. Es herrschte absolute Stille. Das Wasser im Bach verursachte keine Geräusche, obwohl es kräuselnd über Steine lief. Auch das Rascheln der Blätter in den Bäumen, die durch den sanften Wind hin und her wogen, war nicht zu hören.

   »Hallo, ist da jemand?!«, rief Sven. »Hallo.«

   Er bekam jedoch keine Antwort. Als er sich umsah, konnte er niemanden entdecken. Zumindest hörte er seine eigene Stimme, somit konnte es wenigstens Geräusche geben. Langsam ging Sven in die Knie und tauchte seine Hände in den Bach, formte damit eine Schale und entnahm etwas von dem Wasser.

   »Ob man das trinken kann?«

   Er sah sich das Wasser in seinen Händen an: Es war klar und roch frisch wie Quellwasser. Kurz darauf trank er aus seinen Händen. Um seinen Durst vollends zu stillen, musste er mehrmals die Hände ins Wasser tauchen. Danach sah er sich noch einmal um. Das Tal sah so interessant aus, dass er es weiter erkunden wollte.

   »In welche Richtung soll ich gehen? Gekommen bin ich von da.«

   Sven drehte sich in die Richtung, aus der er gekommen war, und wunderte sich.

   »Wo ist die Tür, durch die ich gekommen bin?«

   Da die Tür verschwunden war und er somit nicht mehr zurück konnte, entschied er, dem Verlauf des Baches zu folgen. Er kam nur langsam voran, da er sich immer wieder bückte, wenn er etwas Interessantes sah. Manchmal lief er auch ein Stück vom Bach weg, um seine Neugierde zu befriedigen. Es war alles so neu und unbekannt, es gab viel zu entdecken. Nach einiger Zeit meldete sich sein Magen.

   »Verdammt, ich hätte mir etwas zu Essen mitnehmen sollen.«

   Sein Bauch gab so heftige Geräusche von sich, dass er beide Hände darauf legte, um ihn zu beruhigen. Dabei sah er sich um und entdeckte etwas an den Bäumen. Er ging auf den ihm am nächsten stehenden Baum zu und sah genauer hin: Es waren Früchte. Eine der Früchte hing so weit unten, dass er sie ohne Anstrengung pflücken konnte. Die Frucht war so groß wie ein Apfel, sie verströmte einen Duft von Zitrone und Erdbeere, die Schale war orange und rot und fühlte sich an, als wäre sie aus Wachs. Sven lief das Wasser im Mund zusammen, so herrlich duftete sie. Behutsam kratzte er an der Schale und legte damit das Fruchtfleisch frei. Das Aroma der Frucht wurde noch stärker. Mit einem tiefen Atemzug sog er den Wohlgeruch ein und biss in die Frucht. Der Geschmack war kein Vergleich zum Duft, er war wesentlich intensiver. Die Frucht schmeckte nach Zitrone und Erdbeere und hatte eine angenehme Süße. Nachdem er die Frucht gegessen hatte, pflückte er noch eine und verzehrte diese ebenfalls. Durch die Süße der Frucht bekam er Durst, worauf hin er zum Bach zurückkehrte, um zu trinken. Dort angekommen stillte er seinen Durst mit dem Wasser. Danach setzte er seine Erkundung fort. Es dauerte nicht lange, da überkam ihn eine Müdigkeit, die er zuvor noch nie erlebt hatte.

   »Wieso bin ich plötzlich so müde? Ich bin doch noch gar nicht so lange unterwegs!«

   Durch die Müdigkeit konnte er sich kaum noch auf den Beinen halten, die Augen fielen ihm beim Gehen immer wieder zu. Er stolperte mehr, als er ging. Um sich auszuruhen, ging er zu einem Baum und setzte sich angelehnt an den Stamm hin. Kurze Zeit später konnte er die Augen nicht mehr offen halten und fiel schlafend zur Seite.