Wido sah den spielenden Kindern zu. Hin und wieder schaute er sich unauffällig nach allen Seiten um. Auf einmal stand ein Junge vor ihm.
»Willst du nicht mit uns spielen?«
Wido sah den Jungen entgeistert an. Er verstand zunächst nicht, wieso er mit den Kindern spielen sollte. Es dauerte einige Sekunden, bis er sich daran erinnerte, dass er wie ein Kind aussah.
»OK«, sagte er und ging mit dem Jungen.
Anfangs war er noch etwas unbeholfen, aber mit jeder Minute fiel es ihm leichter, wie ein Zehnjähriger zu sein. Sie spielten auf dem Piratenschiff und im Fluss. Die Zeit verging wie im Fluge. Nach und nach gingen einer nach dem anderen. Am späten Nachmittag verabschiedete sich auch der Junge, der ihn zum Spielen aufgefordert hatte.
»Bist du morgen wieder hier?«, fragte er Wido.
»Ich weiß noch nicht.«
»OK. Tschüss.«
Der Junge winkte Wido zum Abschied, als er nach Hause rannte. Während Wido ihm nachsah, näherte sich ihm jemand unbemerkt von hinten. Wido hatte während des Spielens vollkommen vergessen, warum er eigentlich hier war. Auch jetzt war er in seinen Gedanken noch beim Spiel mit den Kindern. Die Person hinter Wido näherte sich weiter unbemerkt. Direkt hinter ihm blieb sie stehen und wartete. Wido hatte plötzlich ein ungutes Gefühl. Er spürte eine Gefahr, die er allerdings nicht sah. Ein leichter Windhauch in seinem Nacken ließ ihm vor Schreck die Haare zu Berge stehen. Hastig drehte er sich um.
»Buh!«, rief Peter mit einem Grinsen im Gesicht.
»Ah! Hast du mich erschreckt!«, rief Wido erleichtert, als er Peter erkannte.
»Wenn ich einer von Mawas Leuten gewesen wäre, wärst du jetzt tot.«
»Entschuldige. Aber die anderen Kinder haben ...«
»Auch wenn es dir schwerfällt, müssen wir vorsichtig sein. Mawas hat bereits Arnold und mich angegriffen. Arnold wurde dabei verletzt«, fiel Peter ihm ins Wort. »Zumindest wissen wir jetzt, dass unsere Täuschung ausreichend ist.«
Gemeinsam gingen sie zum Eingang in die unterirdische Stadt. Dort besuchten sie zuerst die Krankenstation, in der Arnold untersucht wurde.
»Ist es etwas Ernstes?«, fragte Peter den anwesenden Arzt.
»Nein. Er hat nur ein paar Prellungen. In seinem Alter heilen die sehr schnell. In ein paar Tagen wird er wieder mit euch spielen ...«, der Arzt stockte, als er aufsah und zwei weitere Ausgaben von Peter vor ihm entdeckte. Verwirrt sah er von dem auf der Behandlungsliege liegenden zu denen an der Tür. »Drillinge!? Das sieht man bei uns nur sehr selten.«
»Wir sind keine Drillinge«, klärte Peter ihn auf. »Das hier ist Wido und der auf der Pritsche ist Arnold.«
Der Arzt sah überrascht zu Arnold. »Arnold?! Du?«
»Ja. Kannst du mir etwas gegen die Schmerzen geben? Wir haben morgen einen wichtigen Kampf.«
Der Arzt konnte es nicht glauben und untersuchte Arnold erneut.
»Das kann nicht sein! Wie ist das möglich?«
»Das ist jetzt nicht wichtig«, sagte Peter. »Geben Sie ihm etwas gegen die Schmerzen, damit wir zu Gunilla können.«
Der Arzt ging zum Medizinschrank, holte eine Packung heraus und gab sie Arnold.
»Eine Tablette jetzt und eine morgen früh. Das sollte fürs erste reichen. Wenn die Schmerzen stärker werden, kannst du eine zwischendurch nehmen.«
»Danke«, Arnold stand vorsichtig auf.
Die drei Peter verabschiedeten sich von dem Arzt und gingen auf direktem Weg zu Gunilla.
»Kennst du keinen Heilzauber, der die Heilung beschleunigt?«, fragte Arnold unterwegs.
»Den kenne ich, aber es würde dich zu stark schwächen. Neue Lebensenergie kann ich dir auch nicht geben, da ich all meine Kraft selbst benötige. Tut mir leid«, sagte Peter entschuldigend.
»Und wenn ich ihm etwas von mir gebe?«, schlug Wido vor.
»Wir alle brauchen unsere Kräfte. Mawas wird seine Anstrengungen mich zu töten verstärken. Um dies verhindern zu können, benötigt jeder von uns so viel Kraft, wie nur möglich.«
Peter klopfte an der Tür und öffnete sie. Alle im Raum richteten ihre Blicke auf die Ankömmlinge.
»Wie ist es gelaufen?«, fragte Gunilla gespannt.
»Soweit gut. Arnold hat leichte Verletzungen davongetragen. Ansonsten hat unsere Täuschung funktioniert«, antwortete Peter sogleich.
Die Drei waren gerade dabei sich zu setzen, als Hans meinte: »Könnt ihr euch bitte auseinandersetzen? Ich weiß nie, wer welcher ist.«
Sie befolgten seine Bitte und setzten sich getrennt. Peter setzte sich neben seinen Vater, der ihn besorgt ansah.
»Ich bin es wirklich«, bekräftigte Peter.
Während Peter und Arnold von ihrem Zusammentreffen mit den Dienern Mawas berichteten, hörten die anderen aufmerksam zu. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein Vertrauter Gunillas stürmte herein.
»Sie sind hier!«, rief Mostana und rannte aufgeregt umher.
»Beruhige dich erst einmal«, meinte Gunilla. »Wer ist hier?«
»Mawas Diener!«, rief Peter und sprang auf noch bevor Mostana antworten konnte. Er sandte seine magischen Fühler aus, um die Diener Mawas zu finden. Es waren mehrere Signaturen, die unabhängig voneinander agierten. »Verdammt! Wie konnten so viele hier her gelangen? Arnold, Wido, kommt mit!«
Die Beiden folgten Peter, der bereits aus dem Raum gerannt war. Als sie ihn eingeholt hatten, gab er jedem einen kleinen Stein, den er aus seiner Hosentasche geholt hatte. »Hier, diese Steine leuchten, wenn einer von ihnen in der Nähe ist. Die meisten befinden sich noch in der großen Halle. Einige von ihnen haben sich bereits in der Stadt verteilt.«